Cold Breeze

Der Wind begrüßt uns rau, pfeift um die Ohren, spielt mit meinen Haaren und hinterlässt einen salzigen Geschmack auf den Lippen. Ein bisschen schroff sollen wir im Norden ja sein, aber herzlich, wenn man uns näher kennt. Wir an der Ostsee kennen uns gut. Wie vertraut ist dein Anblick und die Füße finden ganz automatisch ihren Weg zu dir. Der Sand knirscht unter meinen Füßen, den Schal ziehe ich ein Stückchen höher, direkt unter die Nasenspitze und lächle in die flauschige Wolle. Hier fühle ich mich zu Hause.

Wir sind nicht alleine, aber der Strand gehört zu dieser Jahreszeit den Paaren mit Hund, den Familien mit Drachen, den Naturliebhabern und Sturmerprobten. Man braucht festes Schuhwerk, eine wind- und wetterfeste Jacke und die passende Einstellung um die Wintertage an der See zu lieben, aber wenn man ihr einmal verfallen ist, dann gibt es kaum Schöneres. So gerne ich im Sommer bei türkisem, kristallklaren warmen Wasser am Strand liege, so sehr brauche ich die stürmisch, erfrischenden Tage an der heimischen See. Ich fühle mich erst wohl, wenn der Wind all meine grüblerischen Gedanken von der gekräuselten Stirn reißt und meine Wangen rosig mit neuer Lebensfreude glühen lässt. Wenn sich mein Blick irgendwo in weiter Ferne am Horizont auf dem Meer verliert und ich kilometerweit durch den knirschenden Sand entlang laufen kann, immer auf der Hut den tanzenden Wellen im letzten Moment auszuweichen. Eine Resetknopf für den Alltag und spätestens, wenn Stella mit fliegenden Ohren durch den Sand tobt, in die Wellen hineinrennt, nach Muscheln taucht und den Möwen hinterher will, dann fange ich endlich an befreit zu lachen.

Die Lungen und mein Herz füllen sich mit der klaren, kalten, reinen Luft der Wintersee und ich weiß: Jetzt bin ich wieder bereit für alles, nehme es mit allem auf, mit dir an meiner Seite. Denn ich weiß, wo ich meine Reserven immer wieder auffüllen kann.

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